
25.1.2025 Demonstration gegen den 70.Akademikerball
Erstens mal danke für die Orga, voll schön, dass so viele da sind. Auch einige Burschis hama schon gesehen mit ihrem kleinen Schmiss.
Wir haben schon sehr viel gehört. Und i hab bissl was zu erzählen aus Leoben, weil ich dort 3 Jahre gewohnt hab und bei einem Projekt dabei bin, das sich gegen sexuelle Belästigung einsetzt. Da hab i eeeecht viel mitbekommen von den Burschis. Und i sags euch, es war fast tragisch komisch, wie bedroht die Burschis sich gefühlt haben, wenn es nur irgendeine Form der Konsequenz für übergriffiges Verhalten gibt und sei es nur mit einer Kreidezeichnung am Boden. Weil sowas wie Selbstkritik kennen die nicht. Wen wunderts.
Die Burschis waren jedenfalls nicht würdevoll und reif in ihrer Realtion, sondern richtig beleidigt – weil sie sich und ihre Budenkultur halt angesprochen fühlen.
Viele wissen es sicher, aber hier ein kleiner Einblick, wie die zur Burschenschaft dazukommen? Meistens werden sie “gekeilt”, wenn sie komplett besoffen sind, die müssen ihren Namen abgeben und bekommen dafür eine Schärpe, ein Hütchen und so tolle
coleurnamen wie Hauptmann, Casanova oder Pflaume. Ja, das ist ein riesen live action role play. Dann lernen sie zum Beispiel menschenverachtende Ansichten, sie lernen, wie man nach Veranstaltungen gegen sexualisierte gewalt die Kreidezeichnungen am Boden wegwischt. Sie lernen, wie man gegen Regenbögen hatet und bei holocaustveranstaltungen nur hingeht, um bei der Schweigeminute dediziert nicht aufzustehen oder beim ledersprung irgendwelche Fantasien übers großdeutsche Reich daher faselt und Menschen rassistisch beleidigt.
Ende 2024 gabs auf der Montanuni Diskussionen, weil Burschenschaftsnahe Leute in der ÖH nicht wollten, dass es Veranstaltungen gibt, die mit „queer“ betitelt sind. Weil sie sich dann ausgeschlossen fühlen. Die heißen literally “Burschenschaften” und schließen alles aus, was nicht männlich, hetero und komplett formbar ist. Ja formbar, weil sie lernen, wie man sich selbst einem System unterordnet, das sich durch Alkohol, Gewalt und blinde Loyalität formt. Das ist keine Tradition – das ist Gruppenzwang mit einem Wappen drauf. Und darauf sinds stolz? Die fühlen sich ultra wichtig, weil sie sich damit brüsten, durch diese Verbindungen bessere Jobs zu kriegen, ohne ansatzweise besser qualifiziert zu sein. Sind aber gleichzeitig massiv gegen die Frauenquote.
Mittlerweile sind sie in Leoben durch den neuen Rektor ein bisschen eingeschränkt, aber weiterhin kommt man ihnen kaum aus auf uni-festln. Die drohende neue Regierung macht das alles nicht besser. Burschis sind das akademische rückgrat der Fpö, was echt verdammt peinlich ist, wenn man sich die mal genauer anschaut und alles, was sie als “ehrhaft” oder “wehrhaft” bezeichnen. Nichtsdestotrotz schaffen es die Rechtsextremen, sich trotz leichter ideologischer Unterschiede immer auf A packl zu hauen. mit ihrer Selbstüberhöhung, ihrer Selbstverständlichkeit sind sie auch heute da und sehen sich als Elite. und das ist auch, wie sich fpö und övp sehen. nicht als Sprachrohr des Volkes, sondern als Elite, die drüber steht.
Die FPÖ haltets mit ihren Aussagen easy. Dann halt ma es jetzt easy. Was wir jetzt zu tun haben, machen wir jetzt grad hier und heute. Wir hauen uns auch auf a Packl. Wir stehen da, über unterschiedliche Generationen, Klassen, leichte ideologische Unterschiede und Kulturen hinweg. Wie es für sie Tradition hat, sich so viel Raum zu nehmen, hat es für uns Tradition, was dagegen zu haben und auch dagegen aufzustehen. und ich find – bei all dem Scheiß, der grad passiert – hat das schon was Motivierendes, euch alle hier zu sehen. Also – seien wir mal laut, damit die uns auch bissl hören können.
ALERTA ALERTA!
Schauen wir doch mal, was das bedeutet: Da sind Männer, die sich freiwillig erniedrigen lassen, ihren Namen und ihre Identität aufgeben, nur um einen Fantasienamen wie „Hauptmann“ oder „Casanova“ und eine bunte Schlefe und ein Hütchen zu bekommen.
Warum? Um in ein System zu passen, das sie von Anfang an verbiegt.Und dann, wenn sie fertig geschliffen sind, treten sie auf unsere Leben. Sie wischen Kreidezeichnungen weg, die sexuelle Übergriffe anprangern. Sie hetzen gegen Regenbögen, gegen queere
Veranstaltungen, gegen jede Form von Vielfalt, weil sie sie als Bedrohung empfinden. Sie sind beleidigt, wenn man sie kritisiert, weil sie mit Selbstkritik noch nie konfrontiert wurden. Sie glauben, sie hätten Anspruch auf alles – auf Räume, auf Macht, auf Jobs – ohne je
hinterfragt zu werden.
Das Projekt Catcalls of Leoben hat das deutlich gemacht: Wenn schon eine simple Kreidezeichnung am Boden, ein leises „Wir sehen euch“, eine so große Bedrohung darstellt, wie groß ist dann erst ihre Angst vor echter Konsequenz? Vor echter Veränderung? Vor
echter Gleichheit? Diese Menschen fürchten sich davor, dass ihre toxischen Strukturen irgendwann nicht mehr selbstverständlich sind.
Und ja, wir wissen alle: Burschenschaften sind das akademische Rückgrat der FPÖ. Sie sind die Basis derjenigen, die sich selbst nicht als Sprachrohr des Volkes sehen, sondern als Elite, die über allem steht. Diese Selbstüberhöhung – diese angebliche Wehrhaftigkeit, die
sich in Schweigeminuten verweigert und bei Veranstaltungen über das Großdeutsche Reich schwadroniert – ist nichts als eine groteske Inszenierung.
Aber ich sage euch: Wir lassen uns davon nicht einschüchtern. Sie mögen sich auf ihre „Packl“ hauen, aber wir tun das auch. Wir sind hier, heute, zusammen – aus verschiedenen Generationen, Kulturen, Klassen – um zu zeigen, dass ihre Macht nicht selbstverständlich
ist. Dass wir Widerstand leisten, dass wir laut sind, dass wir kämpfen. Denn das ist, was uns verbindet: Wir sehen eine Welt, die anders sein könnte, eine Welt, die fairer, gerechter und freier ist. Und wir stehen hier, um zu zeigen, dass diese Welt möglich ist.
Lasst uns also laut sein, lasst uns unüberhörbar sein. Damit sie wissen, dass wir nicht aufhören werden. Nicht heute, nicht morgen, nicht irgendwann.
ALERTA, ALERTA ANTIFASCISTA!
Wir alle haben mitgekriegt, was der rechte Haufen in Potsdam da besprochen hat. Wir alle hören das seit Jahren, wir sehen die Radikalisierung, wir sehen die Gewalt. Wir hören seit Jahren, wie rechtspopulistische Parteien so richtig einfache Lösungen für
richtig komplexe Probleme versprechen. Wie sie Menschen gegeneinander aufhetzen, wie sie Angst und Wut schüren. Wie sie drauf pochen, nur auf die eigene Heimat zu schauen, während sie sich international vernetzen und ihre Ideologien in die Welt rülpsen.
Nun ist die Vorgehensweise, sich Emotionen – vor allem Wut und Angst – zu bedienen, eine Sache, die auf Social Media zieht, die bei Medien zieht. Und seit Jahren wird das ganze ausgelebt. Wir sehen hart recht Influencer*innen, rechtsextreme Ideologien, die auf reddit, YouTube, TikTok verbreitet und als “normal” geframed werden. Wir lesen die Schlagzeilen, die das alles befeuern, die so tun, als wäre das normale Politik anstatt offene Menschenfeindlichkeit?
Wir sehen, dass Nazi-Waffenlager und rechte Gewaltexzesse als Einzelfälle betitelt werden, dass nicht gegen eine Bedrohung mit System ermittelt wird. Stattdessen kommen diverse Chats von den Ermittelnden ans Tageslicht… und niemand wundert sich mehr, warum da oft nix weitergeht. Rechtsextreme Ideologie ist wieder salonfähig geworden. Man siehts, immerhin bezeichnet sich eine ÖVP nach wie vor als “Mitte”. Die sind auch auf den Zug aufgesprungen, spätestens seit Kurz. Weil die Themen seit Jahrzehnten von den Rechten gestreut und vorbereitet wurden, sodass sie jetzt ziehen. Die vielgerühmte Mitte gibt es nicht mehr, es heißt jetzt sich klar
gegen rechts zu positionieren. Dagegen aufzustehen. Was NICHT hilft dabei – und deswegen haben wir uns hier heute auch versammelt – sind Burschenschaften und konservativ/rechte Männerverbindungen, da sind FPÖ und auch die ÖVP voll am Start. Ganz Österreich ist durchsetzt mit Verbindungstypen. Verbindungen und Burschis unterscheiden sich im Ausmaß ihrer Ansichten, aber Strukturen sind ähnlich.
Ich hab drei Jahre in Leoben gelebt und da hab ich bissl Einblick bekommen, welche Weltanschauung da so vermittelt wird. Starker, wehrhafter (was auch immer das heißen soll) Mann, schwache Frau, Saufen ist Religion, Religion ist Rechtfertigung für veraltete Weltsicht, Korpsgeist verpflichtet zur bedingungslosen Solidarität. Wenn sie dich “gekeilt”, also rekrutiert, haben, kriegst du einen Coleurnamen und erlebst die Auslebung von schädlichen Rollenbildern, Rassismus, Alkoholvergiftungen und der Meinung, die Welt war besser, als Frauen noch den Mund gehalten haben und dieses Mindset wird einfach von Generation zu Generation weitergegeben, sie nennen es Tradition.
Außerdem kriegt man so schicke Käppis und bunte Schärpen und darf dann bei Veranstaltungen eine Fahne halten. Oder im Gwandl zu Holocaustgedenkveranstaltungen zu gehen, nur um dann bei der Schweigeminute dezidiert nicht aufzustehen. Bei diesen Burschenschaften werden also Werte hochgehalten, die auch die rechtspopulistischen Parteien in ganz Europa predigen.
Das in Potsdam war auch nicht wirklich heimlich – die sagen die meisten Sachen ja auch ganz offen? Bin mir sicher, die stört das auch gar nicht, wenn sie neue Begriffe für abscheuliche Dinge wie Deportation erfinden und die dann verwendet werden, als wären sie legitim. Wenn wir ihre Promis zitieren. Wenn sie nicht noch stärker, noch vehementer aufgehalten werden in Interviews, in denen
sie über Orban schwärmen, wenn sie so ganz neben allem anderen Österreich am liebsten zu einer Autokratie umbauen wollen, den Verfassungsschutz angreifen, die Medien beschränken, abschieben, wen sie wollen.
Schauen wir uns mal um in Europa, die Rechten sind bereits in den Regierungen, wenns scheiße geht auch bald in Österreich. Diese Gefahr ist höchst real, die ist nicht weit weg und wir können nicht so lange warten. Wir müssen uns jetzt echt zamm tun, über Generationen und leichte ideologische Unterschiede zusammenarbeiten und schauen, dass ma das aufhalten.
Nie wieder, hama gsagt, oder?
Also bitte, dann sama als ersten Schritt mal laut gegen die Pflaumen beim Akademikerball.
Alerta, alerta, Antifascista!