
25.1.2025 Rechte aus dem Takt bringen!
Liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten,
auch wir vom Demobündis 0803 sind heute hier und demonstrieren gegen den Akademikerball, denn es kann keine feministische, gleichberechtigte Welt geben, so lange Deutschnationale und Rechtskonservative fröhlich das Tanzbein schwingen und ihre rechten Ideologien verbreiten. Das Konstrukt einer ‚Volksgemeinschaft‘ ist eine Kernvorstellung der extremen Rechten. Es baut auf klar definierten, naturalisierten‘ Männer- und Frauenrollen auf und damit auf der Annahme, dass es naturbedingte, biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern – ihrer Meinung nach zwei an der Zahl – gäbe. Wenn Eigenschaften biologisch determiniert werden, sind die Rollen klar verteilt: Männer versorgen die Familien auf finanzieller Ebene und sind dadurch bedingt natürlich das Familienoberhaupt. Frauen sollen in erster Linie zwei Dinge sein – mütterlich und sexuell verfügbar. Aber zweiteres natürlich nur dann, wenn Männer die Profiteure sind. Dieses Bild ist nicht nur realitätsfern, sondern auch gefährlich. Anstatt dass sich alle Menschen, abhängig von ihren Interessen, Fähigkeiten und Wünschen frei entfalten können, werden sie in ein enges Korsett gezwängt. Das macht nicht nur unglücklich, sondern kann auch massive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben. Geschlechtliche Vielfalt wird negiert oder pathologisiert – auch das hat verheerende Folgen und treibt z.B. die Rate an Suizidversuchen von Trans- und Nichtbinären Personen deutlich in die Höhe.
Auch Sorgearbeit, egal ob bezahlt oder unbezahlt wird in dieser Logik abgewertet, denn wie ihr wisst, sind Frauen ja ohnehin von Geburt an fürsorglich. Dies führt unter anderem dazu, dass Berufe, in denen besonders viele Frauen tätig sind, deutlich schlechter entlohnt werden und ist einer der Gründe dafür, dass es nach wie vor eklatante Geschlechtsunterschiede bei den Pensionen gibt. Wenn wir in diesem Tempo weiter machen, schließt sich der Gender Pension Gap in 90 Jahren. Die von den extremen Rechten verbreiteten, patriarchalen Gesellschaftsstrukturen, beeinflussen aber nicht nur die persönliche Entfaltung und die ökonomische Situation – sie sind auch lebensbedrohlich. In Österreich ist jede 3. Frau im Laufe ihres Lebens von körperlicher oder sexualisierter Gewalt betroffen, in vielen Fällen kommen die Täter aus dem persönlichen Umfeld. Sinnvolle Strategien für den Umgang damit, haben Parteien wie die FPÖ – in deren Reihen sich eine Vielzahl an Burschenschaftern tummel – nicht. Unter dem Deckmantel Frauen schützen zu wollen verbreiten sie antimuslimische und rassistische Hetze. Sie zeichnen das Bild, dass Gewalt gegenüber Frauen ausschließlich von Ausländern ausgeht. Aber Gewalt ist kein importiertes Problem, sondern ein Symptom des gesellschaftlichen Machtungleichgewichts – und hat in Österreich traurige Tradition.
In Zeiten, in denen Frauen aus dem Umfeld der AfD und der Identitären Bewegung im Europaparlament zu Veranstaltungen unter dem Titel „Feminismus von rechts“ einladen, wenn die Wahlergebnisse ausfallen, wie sie nun einmal ausfallen und wenn die FPÖ potentiell den Kanzler stellt, spüre ich bei mir und in meinem Umfeld Angst. Es sind düstere Zeiten und es wird sehr kräftezehrend, überhaupt nur zu verhindern, dass bereits erreichte Errungenschaften nicht wieder rückgängig gemacht werden. Gerade aus diesem Grund ist es aktuell nochmals wichtiger, sich gegenüber seinen Mitmenschen solidarisch zu zeigen und aufeinander aufzupassen, um gemeinsam kämpfen zu können. Deswegen gehen wir gegen den Akademikerball und Männerbünde auf die Straße – gestern, heute und an jedem anderen Tag in diesem Jahr.
Unser Feminismus ist und bleibt antirassistisch und intersektional. Diskriminierung und Gewalt, egal ob von Parteien, Strukturen oder Einzelpersonen darf in unserer Gesellschaft keinen Platz haben. Wir rufen dazu auf: