Am Samstag Abend, den 20.01.2024 fand in der steirischen Hauptstadt der 69. Grazer Akademikerball statt. Dies war der erste Ball der Burschenschaften, der nach den Corona-Jahren wieder stattfand. Auch dieses Jahr organisierte das Bündnis „Offensive gegen Rechts Graz“ (OGR) eine Kundgebung gegen das von deutschnationalen Burschenschaften organisierte Tanzevent. Die Kundgebung, an der sich bis zu 300 Menschen beteiligten, setzte ein klares Zeichen gegen Rechts. Das immense Aufgebot der Polizei und die damit verbunden Angst, dass es zu Auseindersetzungen zwischen der Kundgebung und den Burschenschaftlern kommen würde, war unbegründet, da die Kundgebung friedlich verlief.

Der Akademikerball wird vom „Grazer Korporationsring“, dem Dachverband der deutschnationalen Burschenschaften und Corps der Stadt und dem „Steirischen Freiheitlichen Akademikerverbands“ veranstaltet. Diese Vereinigungen nutzen den Akademikerball zur Verbreitung ihrer sexistischen, homophoben, neoliberalen und nationalistischen Hetze. In einer „Denkschrift“ der Burschenschaftlichen Gemeinschaft aus dem Jahr 2012, wird beispielsweise behauptet, dass es nicht nur Unterscheidungen der Intelligenz zwischen Männern und Frauen gäbe, sondern auch zwischen verschiedenen Rassen. Neben Burschenschaftlern waren auch einschlägige Personen aus der rechtsextremen Szene, deren Freund:innen, sowie Mitglieder der FPÖ anwesend.

Es sind Burschenschaftler und FPÖler:innen, die Kürzungen im Sozial- und Gesundheitsbereich, Privatisierungen oder die Schließung von Frauenhäusern, sowie die Schließung der Grenzen, Massenabschiebungen und Vertreibung fordern. Die FPÖ behauptet von sich selbst immer wieder gerne, dass sie die Partei der einfachen Leute wäre. Doch Kickl & Co orientieren sich mit ihrer Politik an einer kleinen reichen Elite, welche Sekt schlürfend auf die unteren 99 Prozent spuckt. Sobald sich die Möglichkeit bietet, schreckt die FPÖ nicht davor zurück, Kürzungen, die gegen Arbeiter:innen, Arbeitslose und Migrant:innen gerichtet sind, mitzutragen. Durch ihre Hetze werden keine sozialen Probleme gelöst, sondern nur neue geschaffen. Außerdem zeigt sich in den letzten Jahren immer wieder, dass FPÖ Mitglieder in Finanzskandale verwickelt sind und öffentliche Gelder veruntreuen.

Es ist gut, dass trotz klirrender Kälte so viele Menschen auf dem Hauptplatz zusammen gekommen sind. Doch um nächstes Jahr den Ball von lauter „honorigen Leuten“ endgültig zu verhindern, braucht es mehr. Nur durch eine Kampagne, welche, getragen von der österreichischen Zivilgesellschaft, sich klar gegen Rechts positioniert, kann es gelingen den Burschenschaften ihr Couleur vom Anzug zu fegen. So ist es zum Beispiel unverständlich, dass die regierende KPÖ, die die Bürgermeisterin zurzeit stellt, sich erneut nicht an den Protesten beteiligte. In Wahrheit sollte sie und Ihre Genoss:innen diese Proteste anführen. Außerdem beansprucht der Akademikerball hohe öffentliche Gelder durch das immense Großaufgebot der Polizei. Diese Gelder könnten sinnvoller eingesetzt werden, wie zum Beispiel in anti-rassistische Bildungsarbeit in Schulen.

Wir werden auf jeden Fall nicht aufhören, Rechtsextremismus, Rassimus und Sexismus zu bekämpfen. Bereits am 16.2. veranstaltet die FPÖ den Akademikerball in Wien. Wir werden auch dort mit unseren Genoss:innen und Freund:innen ein klares Zeichen gegen Rechts, gegen Burschenschaften und die FPÖ setzen. Auch nächstes Jahr werden wir wieder auf die Straße gehen, falls der 70. Grazer Akademikerball stattfindet und uns als Zivilgesellschaft gegen den Rechtsruck, rassistische Hetze und nationalistische Allmachtsphantasien und Ideologien stellen.